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Foto: Poly Care
Die Begrüßung bei PolyCare in Gehlberg fällt etwas anders als gewohnt aus. „Kommen Sie gleich mal mit. Hier
unten ist das Labor, da wollen wir heute noch Versuche machen. Produkte mit Sand aus Libyen“, sagt Projektleiter
Gunter Plötner. „Wir wollen beweisen, dass wir unterschiedlichste Wüstensande tatsächlich binden können.“
Wüstensand und die Erleuchtung
M
.
it dem Sand ist das so eine Sache.
Klassifizierter, wie man ihn hier-
zulande erhält, damit ist alles etwas
einfacher. Er hat die gleiche Sieblinie
und ist gereinigt. Wüstensand dagegen
ist immer etwas anders. Aber er hat den
Vorteil, dass man ihn so binden kann,
dass er wie richtiger Sandstein aussieht.
Obwohl er doch eigentlich gar nicht zu
binden geht. Sagen jedenfalls andere
Fachleute. Ganz anders Gunter Plötner!
Etwa 16 Jahre hat er geforscht, wurde
oft genug als Spinner verschrien. Doch
er hat nicht nachgelassen. Vier Wüsten
hat er bereist, experimentiert und ge-
testet. Die Ausdauer hat sich gelohnt.
Heute kann die Firma einen Polymer-
beton aus Wüstensand präsentieren, der
einfach geniale Eigenschaften aufweist.
Wir können zwar nicht aus Stroh Gold
spinnen, dafür aber aus Wüstensand
Häuser bauen“, ist ein Leitspruch von
Plötner. Und tatsächlich ist das der
Wunsch. Irgendwann in armen Gebieten
in Afrika Häuser aus dem Material bauen, was es dort
in Hülle und Fülle gibt. Mit Hilfe einer transportablen
Produktionslinie. Ein erstes Testobjekt wurde auf dem
Firmengelände errichtet und trotz dort sogar dem
strengen Gehlberger Winter.
Doch wie das immer so ist mit Forschungsergebnissen.
Wer keinen Partner an der Hand hat, der mit kaufmän-
nischem Geschick, etwas Geld in der Hinterhand, gu-
ten Beziehungen und vor allem ganz viel Herzblut da-
herkommt, der hat mit den von ihm entwickelten
Neuerungen nur selten Chancen auf dem Markt zu
kommen. Gunter Plötner hatte Glück. Als er Dr. Ger-
hard Dust kennen lernte, hätte die Chemie zwischen
beiden Männern kaum besser sein können. Wäre die-
ser Mann aus Gummersbach nicht dazu gestoßen,
dann gäbe es PolyCare und solch eine Erfolgsge-
schichte heute nicht. Zumal die Polymerbetonsteine
nun sogar das Leuchten gelernt haben. Solarlampen
für den Garten – nicht schlecht. In einem Musterraum
schaltet Gunter Plötner plötzlich das Licht aus. Es wä-
re stockdunkel, wenn es da nicht in allen Formen und
Farben leuchten würde. Die Idee, so etwas zu entwi-
ckeln, war Gerhard Dust im Kino gekommen, als er
sich den Film Avatar anschaute. Also
wurde einmal mehr geforscht, um die-
sen Effekt mit dem Polymerbeton, auch
dem aus Wüstensand, zu erreichen.
Durch die Verwendung seltener Erden
leuchten jetzt Platten, Pflastersteine
und einfach alles, was die Kunden sich
wünschen. In einem speziellen Verfah-
ren wurde eine Schicht entwickelt, die
dieses Leuchtpulver aufnimmt und die
homogen mit besagtem Polymerbeton
verbunden ist. Das spart Material und
der Effekt ist verblüffend. Sogar das
Lichtmessinstitut in Berlin hat festge-
stellt, dass PolyCare den am hellsten
leuchtenden Pflasterstein weltweit her-
stellen kann. Einsetzen kann man sol-
che Erfindungen für unterschiedlichste
Dinge: Babylichter genauso wie Trep-
pensicherheitssignale oder Fluchtweg-
führungen, ja sogar eine Art Ersatz für
Straßenbeleuchtung könnten die Steine
werden. (df)
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PolyCare
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Leuchtender Wüstensand
Das Unternehmen PolyCare hat bereits viele Preise
abgesahnt. Sei es nun beim Thüringer Gründerideen-
wettbewerb, dem Salon Internationaler Innovationen in
Genf oder zur Internationalen Fachmesse der Erfinder in
Nürnberg.