39
Foto: Fischer
Gibt es überhaupt noch gute Unternehmer? Was für eine Frage. Doch sie ist berechtigt. Denn es gibt weit mehr
positive Beispiele, als manch einer glauben möchte. Aber es fehlt schlicht an guter Öffentlichkeitsarbeit für das,
was Unternehmer leisten und wo sie ihre Verantwortung sehen.
Unternehmerische Verantwortung
W
.
er einmal genauer darüber nach-
denkt, der findet unzählige Bei-
spiele dafür, wie sich Unternehmer für
die Gesellschaft engagieren. So auch
Frischmann Kunststoffe in Eisfeld. Als
die Bertelsmann Stiftung Kontakt zum
Firmeninhaber Lutz Frischmann suchte,
war dieser sofort an einer Zusammen-
arbeit „Verantwortungspartner – Unter-
nehmen stärken durch CSR-Qualifizie-
rung“ interessiert. Ein Thema, das ihm
schon lange auf der Seele brennt. Aus
genau diesem Grund hatte er schon vor
längerer Zeit eine Kooperation mit der
Thüringer Ehrenamtsstiftung angescho-
ben. Gemeinsam haben die drei ge-
nannten Beteiligten ein Projekt gebo-
ren, bei dem mittelständische Betriebe
Südthüringens in ihrer Region prüfen,
wo der Schuh drückt und wie Lösungen
gefunden werden können. Andere Re-
gionen haben diesen Weg bereits
erfolgreich beschritten. In Heilbronn
beispielsweise gründeten mehrere Un-
ternehmen gemeinsam mit der Stadt einen Kinder-
garten, um jungen Müttern die Chance zum Wieder-
einstieg in den Beruf zu ermöglichen. Welche Ziele in
Südthüringen angepeilt werden, ist noch nicht voll-
ständig ausgegoren. „Wir sind ganz am Anfang. Noch
liegen keine konkreten Ergebnisse vor, wir sind in der
Projektfindung“, gibt Lutz Frischmann unumwunden
zu. Erste Absprachen und Treffen von 20 interessier-
ten Unternehmen haben aber bereits Trends gesetzt,
wo die unternehmerischen Initiativen greifen könnten.
So wäre es denkbar, die Fachkräftegewinnung und
Zukunftsfähigkeit der Thüringer Wirtschaft zu einem
der zukünftigen Projekte zu machen.
Gemeinsames Engagement ist allerdings auch im
Regionalmanagement gefragt. Wie man derartige
Probleme anpacken kann, das wird in weiteren Run-
den diskutiert. Denkenswert wäre beispielsweise eine
Art polytechnischer Unterricht für Schulklassen, um
die Jungen und Mädchen für die Arbeit in der Wirt-
schaft zu sensibilisieren. Oder aber Jugendlichen aus
europäischen Ländern mit hoher Arbeitslosigkeit eine
Ausbildung in Thüringen zu ermöglichen. Inzwischen
hat sich auch die Mittelstandsvereinigung Pro Südthü-
ringen dem Netzwerk angeschlossen.
Es hat keinen Sinn, sich gegenseitig
mit ähnlichen Themen Konkurrenz zu
machen“, stellt Lutz Frischmann klar. Er
ist zudem ein Verfechter der Freiwillig-
keit solcher Engagements. Nur sollte
endlich einmal die Öffentlichkeit darauf
aufmerksam gemacht werden, was von
unternehmerischer Seite aus alles ge-
leistet wird. Vor allem in Richtung
Politik zielt dieser Vorstoß: „Wir brau-
chen keinen Zwang dazu. Die Initiativen
am Markt sind vielschichtig.“ Diesen
Satz äußert er bewusst in der Hoffnung,
dass nicht nur die unternehmerischen
Hilfen von Großkonzernen gewürdigt
werden, sondern auch die des Mittel-
standes. Um die angepeilten Initiativen
zum Laufen zu bringen, nimmt die Eh-
renamtsstiftung einen wichtigen Platz
ein. Sie hat in Erfurt eine Koordinie-
rungsstelle eingerichtet, die sich um
das gesamte Projekt „Unternehmerver-
antwortung“ kümmert. (df)
.
Frischmann Kunststoffe
.
Gemeinsames Handeln erwünscht
Der Unternehmer Lutz Frischmann möchte nicht nur
Verantwortung für seine Firma tragen, er möchte die
Region nachhaltig entwickeln. Zwar denkt er, dass viele
die Probleme der Zeit erkennen, diese aber im Tages-
geschäft oft untergehen. Daher ist ihm die Zusammen-
arbeit verschiedener Partner in einem Koordinationsbüro
wichtig.