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Wie bewerten außenstehende Fachleute das touristische Potenzial von Oberhof? Dieser Frage stellte sich der
Bürgermeister der Stadt, Thomas Schulz, als er vor sechs Jahren ins Amt gewählt wurde. Damals gab er die
Erstellung eines touristischen Konzepts in Auftrag.
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ie Antwort fiel überraschend positiv aus. Besser, als es die Ober-
hofer selbst und so manch Verantwortlicher erwartet hätten.
Durch den Tourismus werden jährlich 72 Millionen Euro an Einnah-
men generiert. Davon gehen beachtliche sieben Millionen Euro ans
Land und noch einmal so viel Geld an den Bund. Allein diese Aussage
hat der Stadt ein Stück Selbstbewusstsein vermittelt. Heute lassen
die aktuellen Zahlen aufhorchen. 500.000 Übernachtungen im Jahr.
Rund 1,5 Millionen Tagesgäste. Der Wirtschaftsfaktor Tourismus
boomt. Und die Region rings um Oberhof partizipiert davon – das
gesamte Wirtschaftssystem im Umland spürt den Einfluss deutlicher
denn je. Allein 2012 werden Bauaufträge für die Sanierung der Renn-
steigtherme und den Ausbau der Sportstätten in Höhe von 15 Millio-
nen Euro vergeben. In den letzten beiden Jahren wurden rund 24
Millionen Euro investiert. Zahlen, die sich durchaus sehen lassen
können.
Woran anfangs keiner glauben wollte, ist heute Realität. Oberhof
entwickelt sich weg vom Image des Billigurlaubslandes. Der Wunsch
des Bürgermeisters nach einem Vier-Sterne-Hotel in der Stadt, zu-
nächst offen belächelt, ist heute gleich zweifach wahr geworden. Die
Wünsche der Gäste nach hochwertigen Zimmern werden lauter. Zu-
künftig wird sich dieser Trend fortsetzen. Da ist sich Thomas Schulz
vollkommen sicher. Denn es bewegt sich etwas in der Stadt. Der
Stadtumbau ist in vollem Gange. Die Tourismus GmbH wurde kom-
plett umgestaltet. Ein Erfolgsmodell, von dem andere nur träumen
können. Die Internetbewertungen sprechen eine deutliche Sprache,
die Übernachtungszahlen klettern stetig.
Doch das Entwicklungskonzept ist noch längst nicht abgearbeitet.
Am Grenzadler herrscht ein gewaltiges Potenzial, das längst nicht
ausgeschöpft ist. Den Tagesgästen, die hier ankommen, fehlt ein
echter Anlaufpunkt. Im kommenden Jahr wird mit dem Bau eines
Multifunktionsgebäudes mit Loipenhaus begonnen. Zudem soll in
diesem Bereich ein Wasserrückhaltebecken entstehen, um die künst-
liche Beschneiung der Loipen sicherzustellen. Schon jetzt erfolgt die
Verlegung des Busplatzes, der momentan noch zur Teilung der Stadt
in zwei Hälften beiträgt. Daran schließt sich 2013 die Gestaltung ei-
nes Stadtplatzes und der Umbau des Kurparks an. Mit planerischen
Raffinessen wird dann aus den Stadthälften wieder ein gemeinsa-
mes Gebilde. Im Zuge dieser Erneuerung hofft der Bürgermeister auf
die Etablierung privater Investoren an den neu gestalteten Räumen.
Solche Prognosen sieht Christian Carius, Minister für Bau, Landes-
entwicklung und Verkehr durchaus realistisch: „Die Finanzmittel sind
gut angelegt. Jeder eingesetzte Euro in den Städtebau zieht rund
acht Euro an weiteren Bauinvestitionen nach sich.“ Absolut überle-
benswichtig für den Tourismus, übrigens das einzige große Gewerbe
in der 1.500 Einwohner-Stadt, ist die Sanierung der Rennsteigther-
me. Lange wurde um das 8,7 Millionen teure Projekt gerungen. Noch
in diesem Jahr wird der Spaßbadbetrieb wieder aufgenommen. Für
kommendes Jahr stehen Wellness- und Außenbereich auf der Tages-
ordnung. Oberhof ist im Wandel begriffen. Der Ort möchte wieder
dorthin, wo er einmal war. In die Elite der Urlaubs- und Erholungs-
orte. Er ist auf dem besten Weg dahin. Die Signale stehen auf grün.
Willkommen im ewigen Winter
Auch wenn Oberhof nur auf 815 Metern Höhe liegt, so herrscht hier
doch das ganze Jahr über strenger Winter. Zwar ohne Gletscher, da-
für aber mit hochmoderner Skihalle. Genau damit lässt sich einer-
seits gutes Geld verdienen und andererseits kann die Region davon
profitieren. Die Oberhof Sportstätten GmbH als Betreiberin lockt mit
diesem außergewöhnlichen Angebot aber nicht nur Leistungssport-
ler und Touristen an, sondern zunehmend auch weltweit agierende
Unternehmen. Atomic Ski beispielsweise hat die Halle, in der Som-
mer wie Winter minus 4 °C herrschen, zu ihrem offiziellen Testcen-
ter gemacht. Reifenhersteller wie Dunlop und Pirelli testen ihre
neusten Produkte und selbst Stihl war bereits vor Ort, um die neu-
este Generation an Schneefräsen bei winterlichen Verhältnissen aus-
zuprobieren.
Allerdings bereitet die unternehmerische Nachfrage, gerade in den
Monaten von September bis November, der Oberhof Sportstätten
GmbH zunehmend organisatorische Probleme. Denn gerade in die-
Fotos: Oberhof Tourismus GmbH, Oberhof Sportstätten GmbH