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Moderne Fahrzeugflotte
in alter Waffenfabrik
Der Vorstandsvorsitzende der Ehrhardt
AG, Wilfried Ehrhardt, hat ein Faible für
solch besondere Gebäude. Während in
Suhl der Verkauf von Neuwagen auf vier
Etagen läuft, also quasi im ersten Hoch-
haus der Stadt, hat sich der Unterneh-
mer das ehemalige Weimarer Heizwerk
und den Getreidehochsilo von Leipzig
auserkoren, um dort ebenfalls Autos an
den Mann zu bringen. Doch was treibt
ihn um, gerade solch außergewöhnliche
Standorte auszuwählen? „Wenn man
heute in ein neues Industriegebiet geht,
dann ist man dort irgendwie anonym.
So ein altes Haus birgt dagegen Ge-
schichte und Bekanntheit. Eben etwas,
was über Jahre gewachsen ist“, sagt der
Geschäftsmann.
Nicht immer hatte er solch eine Ein-
stellung. Als er beispielsweise zum ers-
ten Mal das Sauer-Gelände der Waffenfabrik in Suhl
sah, kam ihm der sprichwörtliche Gedanke von einem
Schrotthaufen. Damals war er geneigt, alles wegzurei-
ßen und neu zu bauen. Doch je mehr er sich mit dem
Objekt beschäftigte, um so mehr reifte der Gedanke,
die Substanz zu nutzen und etwas daraus zu machen.
Mindestens genauso charmant war die Idee, dort
Loft-Wohnungen zu bauen, mit Innenhof, großen Bäu-
men und Stadtnähe. Oder warum nicht einen Party-
tempel daraus entwickeln. So schlecht wäre der
Gedanke nicht gewesen. Die dritte Idee war ein Auto-
haus für vier Marken“, erinnert sich Wilfried Ehrhardt
zurück.
Doch so schön diese Vorstellungen auch waren, so
bargen sie doch viel Sprengstoff. Das Problem bestand
darin, den Herstellern solch außergewöhnliches Kons-
trukt erst einmal schmackhaft zu machen. Heute gibt
der Erfolg ihm Recht. Das Autohaus wurde im Laufe
der Jahre sogar noch erweitert. Die ehe-
maligen Maschinensäle für Pressluft
dienen heute als Freiluft-Fahrzeugaus-
stellung. Erhalten blieben teilweise die
Außenmauern und das Dach.
Neu hinzu kamen im Laufe der Jahre ei-
ne Fahrzeugaufbereitung, ein Lackier-,
ein Unfall- und ein Karosseriezentrum.
Als schließlich ein unsaniertes Neben-
gebäude als Auto.Kauf.Haus (A.K.H.)
herhalten sollte, taten viele das Ganze
als unausgegorenen Gedanken ab. Heu-
te hat sich das Gebrauchtwagenzentrum
der Ehrhardt AG, mit einem Angebot
von mehr als 500 Gebrauchten, am
Markt etabliert. Von hier aus werden die
Räume Coburg, Haßfurt, Meiningen,
Schmalkalden, Hildburghausen und
ganz Thüringen mit gebrauchten Autos
versorgt. Dem einmal beschlossenen
Dort, wo seit Mitte der 1930-er Jahre in Suhl Waffen produziert wurden, da werden heute Autos verkauft. Aber
nicht einfach nur auf dem Grundstück, sondern sogar noch in den ehemaligen Produktionsgebäuden. Als
Hauptgebäude wird der einstige Karabiner-Bau genutzt.
Fotos: Fischer
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Ehrhardt AG
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